Warum Superman international Barbie überflügelt – und warum das in Deutschland kaum jemanden interessiert

von Brownz

Es gibt Duelle, die schreiben Popkulturgeschichte. Batman vs. Joker. Apple vs. Microsoft. McDonald’s vs. veganer Lebensstil. Und dann war da noch: Superman vs. Barbie – das ungleiche Paar der Leinwand-Giganten. Die eine: pink, poppig, postmodern. Der andere: blau, bodenständig, beinahe biblisch. Und während Barbie in rosa Glitzerhysterie 2023 durch die Kinos tanzte, hat Superman 2025 den Spieß umgedreht – und sich zum internationalen Kassenmagneten aufgeschwungen.

Nur: In Deutschland interessiert das ungefähr so viele Menschen wie die Frage, ob Dosenmais intelligenter als Influencer ist. Und während der neue Jurassic World hierzulande das Kino zerlegt wie ein T-Rex im Porzellanladen, bleibt Superman der nette Außerirdische von nebenan – höflich, höflich ignoriert.

Warum das so ist? Setz dich hin, schnall dich an – und vergiss nicht, deinem inneren Cineasten einen Kamillentee zu reichen.


Global gesehen: Superman ist der Held, den wir offenbar alle brauchen (außer wir heißen Jürgen und wohnen in Gelsenkirchen)

Der neue Superman-Film hat mit Cape-Kitsch wenig zu tun. James Gunn hat keine Lust mehr auf aalglatte Superhelden mit dem Charisma einer Excel-Tabelle. Stattdessen: Ein gebrochener, nachdenklicher Superman mit Daddy-Issues, Umweltkrise im Nacken und einem moralischen Kompass, der zwischen „Rette ich die Welt oder wenigstens meinen Job?“ pendelt.

Klingt dramatisch? Ist es auch. Und genau das lieben die internationalen Märkte. In China heult man bei der finalen Flugsequenz, in Brasilien werden Fan-Festivals gefeiert, und in Indien gibt es bereits einen Superman-Tempel (nicht ganz offiziell, aber mit echter Kokosnuss-Opfergabe).

Während Barbie mit ihrer pinken Kapitalismuskritik ein bisschen zu sehr auf „Uni-Seminar mit Popcorn“ gemacht hat, liefert Superman den archaischen Stoff, aus dem Heldenlegenden sind. Pathos, Trauer, Explosionen. Ein Jesus mit Laserblick. Das verkauft sich.


Deutschland so: „Ja gut, aber kommt da auch ein Eberhofer vor?“

Während der Rest der Welt im Superman-Fieber liegt, schaut Deutschland lieber Tatort oder irgendwas mit Pferden. Superman? „Kenn ma schon.“ Barbie? „War ich mit der Nichte drin.“ Begeisterung? „Joah.“

Woran liegt’s? Hier kommen die 5 Hauptgründe:

  1. Superhelden-Burnout-Deluxe: Wir haben sie alle gesehen. Iron Man, Thor, Hulk, Aquaman, Ant-Man, Spider-Man, der Paketbote von nebenan. Es reicht.
  2. Pathos-Intoleranz: In Deutschland gilt: Wer in Cape und ernstem Gesicht über Hoffnung spricht, wird schräg angeschaut – und zwar so schräg wie ein IKEA-Stuhl nach dem dritten Umzug.
  3. Die Synchronisation klingt wie Versicherungswerbung: Sorry, aber wenn Superman spricht wie der Typ aus dem Ergo-Spot, ist das kein Kinoerlebnis, sondern eine Lebensberatung.
  4. Familienfreundlich ist hier eher Fuchs und Elster: Oder eben Dinos. Denn Jurassic World hat hier einfach alles zerlegt.
  5. Popkulturelle Coolness-Aversion: Deutschland tut sich traditionell schwer mit Hype. Wenn der Rest der Welt „Wow!“ ruft, sagt Deutschland „Aha.“ Und dann gehen wir ein Bier trinken.

Jurassic World: Der Dino macht den Umsatz – und zwar richtig

Was ist groß, laut und zieht in Deutschland besser als jeder Marvel-Film? Genau: Ein gut animierter Dinosaurier mit Action-Soundtrack und Cola-Eimer. Der neue Jurassic World erfüllt gleich mehrere Sehnsüchte:

  • Nostalgie: Die Generation 90er bekommt Flashbacks und ihre Kinder bekommen Albträume. Win-win.
  • Action ohne Aftershow-Diskurs: Keine Wokeness-Debatte, keine toxische Männlichkeit. Nur Klauen, Schreie, Bäume.
  • Kino als Erlebnis: Dinos brüllen, die Sitze vibrieren, Popcorn rieselt – was will man mehr? (Außer vielleicht einen vernünftigen Abspann ohne TikTok-Sound.)
  • Die Synchro macht’s: Der T-Rex hat zwar keine Zeilen, aber alles andere ist so stimmig wie eine Folge Löwenzahn in Dolby Atmos.

Kurz: Jurassic World ist in Deutschland das, was Superman international ist. Ein Blockbuster ohne Metaebene, mit dem man auch Oma mitnehmen kann.


Prognose für den Herbst: Der neue Kanu des Manitu könnte alles zerreißen – oder grandios scheitern

Jetzt kommt der Joker im Wildwestkostüm: Der neue Kanu des Manitu. Und alle fragen sich: Warum? Wer? Echt jetzt?

Tja. Der Film hat nichts mehr mit Bully zu tun, aber versucht, die Kult-DNA in die Jetztzeit zu katapultieren – mit Genderdiversität, Influencer-Winnetou und einem Öko-Stammesrat.

Und das Ganze funktioniert… überraschend gut. Erste Szenen zeigen: Der Humor ist selbstironischer, der Style fresher, und der neue Abahachi heißt „Ababitchy“ – nein, kein Witz.

Prognose: Wenn der Film sich traut, das alte Konzept zu sprengen und dabei trotzdem liebenswert bleibt, könnte er DAS Kinoereignis des Spätherbsts in Deutschland werden. Vor allem, weil die Konkurrenz dann aus französischen Kartoffeldramen und dem achten Minions-Spin-off besteht.

Aber international? Da fragt man sich halt wieder: „What the fuck is a Manitu-Kanu?“


Fazit: Superman ist global systemrelevant, aber Deutschland will lieber Dinos oder Dösbaddel

Barbie hat gezündet, aber geblendet. Superman fliegt – aber nur außerhalb der deutschen Lufthoheit. Und Jurassic World stampft hier alles nieder.

Der neue „Kanu des Manitu“ könnte dann der Überraschungsshot im Schnapsglas des deutschen Kinos sein – entweder saugeil oder total schal. Ich sag’s, wie’s ist:

Deutschland hat beim Blockbuster-Geschmack einfach seinen eigenen Algorithmus. Und der besteht aus: 90er-Gefühlen, lustigen Indianern und möglichst wenig Weltenrettung.

– Brownz


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