Einleitung: Die Geburt einer neuen Kunstform

Wir stehen an der Schwelle zu etwas Neuem. Etwas, das noch keinen festen Namen hat, keine etablierten Regeln kennt, keine Akademien, die es lehren. Manche nennen es Synthografie, andere Artbreeding, wieder andere AI-Hybrid-Art oder Promptografie. Die Begriffe sind noch im Fluss – wie die Kunstform selbst.

Was feststeht: Hier entsteht gerade eine visuelle Sprache, die es vor wenigen Jahren nicht gab und nicht geben konnte. Eine Verschmelzung von menschlicher Fotografie, künstlicher Intelligenz und digitaler Nachbearbeitung, die weder das eine noch das andere ist, sondern etwas Drittes. Etwas Eigenes.

Du hast vielleicht schon Bilder gesehen, die dich irritiert haben. Fotografisch wirkende Szenen, die es so nie gab. Porträts von Menschen, die nicht existieren, aber Seelen zu haben scheinen. Landschaften, die zwischen Realität und Traum schweben. Wenn du dich gefragt hast, wie diese Bilder entstehen – dieser Artikel gibt dir die Antwort.

Mehr noch: Er zeigt dir, wie du selbst zum Synthografen werden kannst. Wie du deine Fotografien als Ausgangspunkt nimmst, sie durch KI-Werkzeuge transformierst und in Photoshop zu etwas veredelst, das unverkennbar dein eigenes ist. Eine Kunstform, die deine fotografische Vision mit den Möglichkeiten generativer KI verbindet – ohne dass eines das andere ersetzt.

Willkommen in der Welt der Synthografie.


Teil 1: Was ist Synthografie – und was ist sie nicht?

Die Definition einer unfertigen Kunstform

Synthografie – zusammengesetzt aus „Synthese“ und „Grafie“ (Schreiben/Zeichnen) – beschreibt die Kunst, Bilder durch die Verschmelzung verschiedener visueller Quellen und Technologien zu erschaffen. Der Begriff wurde geprägt, um eine Unterscheidung zu treffen: zwischen reiner KI-Generierung, bei der ein Prompt zu einem Bild führt, und einem komplexeren Prozess, bei dem menschliche Kreativität in jeder Phase präsent ist.

Ein Synthograf beginnt nicht mit einem leeren Prompt. Er beginnt mit eigenem Material – Fotografien, Skizzen, Konzepten. Er nutzt KI als Werkzeug der Transformation, nicht als Ersatz für Kreativität. Und er vollendet das Werk durch manuelle Bearbeitung, durch Entscheidungen, die nur ein Mensch treffen kann.

Der verwandte Begriff „Artbreeding“ stammt aus der Community und beschreibt das gezielte „Züchten“ von Bildern durch iterative Prozesse – ähnlich wie ein Züchter über Generationen hinweg bestimmte Eigenschaften verstärkt. Du nimmst ein Bild, lässt es durch KI variieren, wählst die interessanteste Variante, iterierst weiter, kreuzt mit anderen Elementen, bis etwas entsteht, das vorher nicht existierte.

Abgrenzung zur reinen KI-Kunst

Lass uns ehrlich sein: Einen Prompt in Midjourney einzugeben und das Ergebnis als eigene Kunst zu präsentieren – das ist keine Synthografie. Das ist KI-Nutzung, und sie hat ihren Platz, aber es ist etwas anderes.

Synthografie erfordert:

Eigenes Ausgangsmaterial
Du startest mit deinen Fotografien, deinen Skizzen, deinen visuellen Ideen. Die KI arbeitet mit deinem Input, nicht aus dem Nichts.

Gezielte Transformation
Du weißt, wohin du willst. Du nutzt KI nicht, um „irgendetwas Cooles“ zu bekommen, sondern um eine spezifische Vision zu verwirklichen.

Manuelle Veredelung
Das KI-Ergebnis ist Rohmaterial, nicht Endprodukt. Du bearbeitest, kombinierst, schichtest, verfeinerst in Photoshop oder anderen Werkzeugen.

Künstlerische Signatur
Das Endergebnis trägt deine Handschrift. Jemand, der deine Arbeit kennt, erkennt sie wieder – unabhängig vom verwendeten Werkzeug.


Teil 2: Der Workflow – Von der Fotografie zum Synthografie-Kunstwerk

Schritt 1: Das fotografische Fundament

Alles beginnt mit deiner Kamera. Oder deinem Smartphone. Oder deinem Archiv von Bildern, die du über Jahre gesammelt hast.

Was eignet sich als Ausgangsmaterial?

  • Porträts mit interessantem Licht oder Ausdruck
  • Landschaften und urbane Szenen mit Stimmung
  • Texturen und Details – Mauern, Oberflächen, organische Formen
  • Abstrakte Aufnahmen – Lichtspiele, Reflexionen, Unschärfen
  • Dokumentarische Bilder mit narrativem Potenzial
  • Selbstporträts als Basis für künstlerische Transformation

Qualität des Ausgangsmaterials:

Die Auflösung muss nicht perfekt sein. Tatsächlich können leicht unscharfe, körnige oder technisch „fehlerhafte“ Bilder interessante Ergebnisse liefern. Die KI interpretiert Imperfektionen oft auf überraschende Weise.

Was zählt, ist die visuelle Substanz: Gibt es etwas im Bild, das transformiert werden will? Eine Stimmung, eine Form, eine Spannung?

Praktischer Tipp:
Erstelle einen Ordner mit „Synthografie-Rohmaterial“. Sammle dort Bilder, die dich interessieren, auch wenn du noch nicht weißt, was du damit machen wirst. Mit der Zeit entwickelst du ein Gespür dafür, welche Bilder sich für Transformation eignen.


Schritt 2: Die KI-Transformation

Jetzt kommt die Magie – und die Arbeit. KI-Werkzeuge sind keine Ein-Klick-Lösungen. Sie sind Instrumente, die beherrscht werden wollen.

Welche Tools stehen zur Verfügung?

Midjourney
Hervorragend für stilistische Transformation und das Hinzufügen von Elementen. Du kannst eigene Bilder als Referenz hochladen und mit Prompts kombinieren. Die Ästhetik von Midjourney ist unverkennbar – manchmal ein Vorteil, manchmal eine Einschränkung.

Stable Diffusion (mit ControlNet)
Das mächtigste Werkzeug für Synthografie, wenn du bereit bist, dich einzuarbeiten. ControlNet ermöglicht es, die Struktur deines Originalbildes zu erhalten, während Stil, Inhalt und Atmosphäre transformiert werden. Pose-Erkennung, Kantenerkennung, Tiefenkarten – du hast granulare Kontrolle.

Adobe Firefly / Generative Fill
Direkt in Photoshop integriert. Perfekt für gezielte Modifikationen: Elemente hinzufügen, Hintergründe erweitern, Objekte entfernen oder transformieren. Weniger für vollständige Transformation, mehr für präzise Eingriffe.

DALL-E 3
Stark im Verständnis komplexer Prompts, gut für konzeptionelle Arbeit. Die Outpainting-Funktion ermöglicht interessante Erweiterungen bestehender Bilder.

Runway ML
Besonders interessant für Video-Synthografie und Stilübertragung. Wenn du dich in bewegte Bilder vorwagst, führt kein Weg daran vorbei.

Leonardo.AI
Gute Balance zwischen Kontrolle und Zugänglichkeit. Die Alchemy-Funktion liefert hochwertige Ergebnisse, und die Fine-Tuning-Optionen ermöglichen konsistente Stile.


Praktische Techniken der KI-Transformation

Image-to-Image (img2img)

Die Grundtechnik der Synthografie. Du lädst dein Foto hoch und beschreibst, wie es transformiert werden soll. Der „Denoise Strength“-Parameter (in Stable Diffusion) oder vergleichbare Einstellungen bestimmen, wie stark die KI vom Original abweicht:

  • Niedrige Werte (0.2-0.4): Subtile Stiländerungen, Struktur bleibt erkennbar
  • Mittlere Werte (0.5-0.7): Signifikante Transformation, Grundkomposition bleibt
  • Hohe Werte (0.8-1.0): Radikale Neuinterpretation, nur noch Grundzüge erkennbar

Inpainting

Gezielte Transformation bestimmter Bildbereiche. Du maskierst einen Teil des Bildes – zum Beispiel den Himmel – und lässt nur diesen Bereich neu generieren. Perfekt für:

  • Himmel dramatisieren
  • Hintergründe komplett austauschen
  • Elemente hinzufügen (Vögel, Wolken, Objekte)
  • Störende Elemente durch interessantere ersetzen

Outpainting

Erweiterung des Bildraums über die ursprünglichen Grenzen hinaus. Dein Foto wird zum Zentrum eines größeren Werks. Die KI „erfindet“, was außerhalb des Rahmens liegen könnte.

ControlNet-Techniken

Für Stable Diffusion-Nutzer der Gamechanger:

  • Canny Edge: Erhält Kanten und Konturen, transformiert alles andere
  • Depth Map: Erhält räumliche Tiefe, ermöglicht radikale Stiländerungen
  • OpenPose: Erhält menschliche Posen, transformiert alles andere
  • Scribble/Sketch: Nutzt grobe Skizzen als Strukturvorgabe
  • Soft Edge: Weichere Kantenerkennung für organischere Ergebnisse

Praktischer Tipp:
Beginne mit niedrigen Transformation-Stärken und arbeite dich hoch. Es ist einfacher, mehr Veränderung hinzuzufügen, als ein überarbeitetes Ergebnis zurückzuholen. Speichere Zwischenergebnisse – manchmal ist Version 3 besser als Version 10.


Schritt 3: Die Photoshop-Veredelung

Das KI-Ergebnis ist Rohmaterial. Jetzt beginnt die eigentliche Kunstarbeit.

Warum Photoshop unverzichtbar ist:

KI-generierte Bilder haben typische Schwächen:

  • Inkonsistente Details
  • Seltsame Artefakte in Randbereichen
  • Manchmal „zu perfekte“ oder „zu gleichmäßige“ Oberflächen
  • Fehlende lokale Kontraste
  • Unnatürliche Übergänge

Photoshop ermöglicht dir, diese Schwächen zu korrigieren und gleichzeitig deine persönliche Note hinzuzufügen.

Typische Veredelungsschritte:

1. Compositing und Layering
Kombiniere mehrere KI-Ergebnisse oder mische KI-Output mit Originalfotografie. Nutze Ebenenmasken für nahtlose Übergänge. Schichte Texturen und Elemente.

2. Lokale Korrekturen
Dodge & Burn für Tiefe und Dimension. Selektive Farbkorrekturen. Schärfung wichtiger Details. Weichzeichnung störender Bereiche.

3. Farbgrading
Entwickle eine konsistente Farbpalette, die zu deinem Stil wird. Nutze Einstellungsebenen für nicht-destruktive Anpassungen. Experimentiere mit Color Lookup Tables (LUTs).

4. Texturarbeit
Füge analoge Texturen hinzu – Filmkorn, Papierstrukturen, Kratzer. Das bricht die digitale Perfektion und verleiht Charakter.

5. Finale Details
Signatur oder Wasserzeichen. Schärfung für das Ausgabemedium. Formatanpassung für verschiedene Verwendungszwecke.

Praktischer Tipp:
Erstelle Aktionen und Presets für wiederkehrende Bearbeitungsschritte. Das spart Zeit und sorgt für Konsistenz in deinem Portfolio.


Teil 3: Deinen eigenen Synthografie-Stil entwickeln

Die Gefahr der Beliebigkeit

Ein häufiges Problem bei KI-unterstützter Kunst: Alles sieht irgendwie gleich aus. Die gleichen Ästhetiken, die gleichen Prompt-Formeln, die gleichen Ergebnisse. Wenn du nur den Trends folgst, verschwindest du in der Masse.

Dein Ziel muss sein, einen unverkennbaren Stil zu entwickeln – eine visuelle Sprache, die nur du sprichst.

Strategien zur Stilfindung

Beschränkung als Befreiung

Wähle bewusste Einschränkungen:

  • Nur Schwarz-Weiß
  • Nur ein bestimmtes Farbschema
  • Nur Porträts
  • Nur urbane Szenen
  • Nur Doppelbelichtungs-Ästhetik
  • Nur ein spezifischer KI-Stil

Innerhalb dieser Grenzen wirst du kreativ. Die Beschränkung zwingt dich zur Tiefe statt zur Breite.

Konsistente Ausgangsmaterialien

Wenn alle deine Werke von deiner eigenen Fotografie ausgehen, entsteht automatisch eine gewisse Konsistenz. Dein fotografischer Blick prägt die KI-Transformation.

Signatur-Elemente

Entwickle wiederkehrende Motive, Texturen oder Bearbeitungsmerkmale:

  • Ein bestimmtes Filmkorn
  • Charakteristische Farbverschiebungen
  • Wiederkehrende symbolische Elemente
  • Ein typischer Umgang mit Licht und Schatten
  • Spezifische Kompositionsprinzipien

Thematische Kohärenz

Arbeite in Serien. Statt einzelner, unzusammenhängender Bilder, entwickle thematische Projekte:

  • „Vergessene Orte“ – urbane Exploration transformiert
  • „Digitale Ahnen“ – historische Porträts neu interpretiert
  • „Emotional Landscapes“ – Landschaften als Spiegel innerer Zustände
  • „Post-Human Portraits“ – Gesichter zwischen Mensch und Maschine

Teil 4: KI-Kunst in der Galerie – Beispiele und Ausstellungen

Pioniere und Wegbereiter

Die Synthografie hat bereits Einzug in die etablierte Kunstwelt gehalten. Hier sind bedeutende Beispiele und Ausstellungen:

Refik Anadol

Der türkisch-amerikanische Medienkünstler ist einer der bekanntesten Namen im Bereich KI-Kunst. Seine Installationen nutzen Machine Learning, um riesige Datensätze in immersive visuelle Erlebnisse zu transformieren.

Bekannte Werke und Ausstellungen:

  • „Unsupervised“ im Museum of Modern Art (MoMA), New York
  • „Machine Hallucinations“ – weltweit gezeigte Serie
  • „Living Architecture“ im Nationalen Museum in Katar

Anadols Arbeit zeigt, wie KI-generierte Kunst monumentale Dimensionen erreichen kann.

Obvious Collective

Das französische Kollektiv erregte 2018 weltweite Aufmerksamkeit, als ihr KI-generiertes Porträt „Edmond de Belamy“ bei Christie’s für 432.500 Dollar versteigert wurde. Ein Wendepunkt, der KI-Kunst ins Bewusstsein der traditionellen Kunstwelt brachte.

Holly Herndon & Mat Dryhurst

Das Künstlerduo arbeitet an der Schnittstelle von Musik, visueller Kunst und KI. Ihr Projekt „Holly+“ ermöglicht es anderen, mit einem KI-Modell von Hollys Stimme zu arbeiten – ein Beispiel für kollaborative KI-Kunst.

Sofia Crespo

Die argentinische Künstlerin nutzt neuronale Netzwerke, um fantastische Kreaturen und Ökosysteme zu erschaffen, die zwischen Biologie und Imagination existieren. Ihre Serie „Artificial Natural History“ wurde international ausgestellt.

Mario Klingemann

Der deutsche Künstler, bekannt unter dem Namen Quasimondo, ist ein Pionier der neuralen Ästhetik. Seine Arbeiten wurden in der Tate Modern, dem Centre Pompidou und zahllosen anderen Institutionen gezeigt.


Wichtige Ausstellungen und Festivals

Ars Electronica Festival (Linz, Österreich)

Jährliches Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft. KI-Kunst hat hier einen festen Platz. Die angeschlossene Ars Electronica Gallery zeigt regelmäßig Pionierarbeiten im Bereich generativer Kunst.

The AI Art Gallery (Los Angeles)

Eine der ersten Galerien, die sich ausschließlich auf KI-generierte und KI-unterstützte Kunst spezialisiert hat. Regelmäßige Ausstellungen und Online-Präsenz.

Nature Morte Gallery (Delhi, Indien)

Zeigte 2019 „Gradient Descent“, eine der ersten großen Galerieausstellungen ausschließlich KI-generierter Kunst.

bitforms gallery (New York)

Langjährige Galerie für digitale und neue Medienkunst, die zunehmend KI-Arbeiten präsentiert.

HEK – Haus der Elektronischen Künste (Basel, Schweiz)

Regelmäßige Ausstellungen zu KI, Machine Learning und generativer Kunst. Wichtiger europäischer Standort für die Szene.

TRANSFER Gallery (New York / Online)

Hybride Galerie mit Fokus auf digitaler Kunst und regelmäßigen KI-Kunst-Präsentationen.

The Serpentine Galleries (London)

Haben mit „Future Art Ecosystems“ KI-Kunst in einen breiteren kulturellen Diskurs eingebettet.


Online-Plattformen und digitale Ausstellungsräume

SuperRare, Foundation, Art Blocks

NFT-Plattformen, die trotz des Marktabschwungs weiterhin wichtige Räume für digitale und KI-Kunst sind. Hier werden Synthografie-Werke gesammelt und gehandelt.

Feral File

Kuratierte Plattform für digitale Kunst mit starkem Fokus auf künstlerische Integrität und interessanten Ausstellungsformaten.

AI Art Universe

Online-Community und Showcase-Plattform speziell für KI-generierte Kunst.

Behance und ArtStation

Nicht spezialisiert auf KI-Kunst, aber wichtige Plattformen, um Synthografie-Arbeiten zu präsentieren und ein Publikum aufzubauen.


Teil 5: Praktische Tipps für deinen Einstieg

Technische Empfehlungen

Hardware:

Du brauchst keine Gaming-Maschine, aber gewisse Mindestanforderungen sind hilfreich:

  • Für cloudbasierte Tools (Midjourney, DALL-E): Normaler Computer reicht
  • Für lokales Stable Diffusion: Mindestens 8 GB VRAM, besser 12+ GB
  • Für Photoshop-Arbeit: 16 GB RAM minimum, SSD für flüssiges Arbeiten
  • Farbkalibrierter Monitor ist für professionelle Arbeit wichtig

Software-Stack:

Eine sinnvolle Kombination für Einsteiger:

  • Midjourney (zugänglich, hochwertige Ergebnisse)
  • Adobe Photoshop (Industriestandard für Nachbearbeitung)
  • Lightroom (für die Fotografie-Basis und Batch-Bearbeitung)

Für Fortgeschrittene ergänzen:

  • Stable Diffusion mit AUTOMATIC1111 WebUI oder ComfyUI
  • ControlNet-Modelle für präzise Kontrolle
  • Topaz Photo AI für Upscaling und Rauschreduzierung

Workflow-Tipps für den Alltag

Dokumentiere deinen Prozess

Speichere nicht nur Endergebnisse, sondern auch Zwischenschritte. Notiere erfolgreiche Prompts. Erstelle ein persönliches Prompt-Lexikon.

Warum? Weil du später darauf zurückgreifen willst. Weil Konsistenz wichtig ist. Weil du aus deinen Erfolgen und Misserfolgen lernen willst.

Arbeite in Projekten, nicht in Einzelbildern

Definiere ein Thema, eine Serie, ein Konzept. Arbeite darauf hin. Einzelne, unzusammenhängende Bilder sind schwerer zu vermarkten und weniger einprägsam als kohärente Serien.

Iteriere gnadenlos

Die ersten Ergebnisse sind selten die besten. Generiere Varianten. Kombiniere. Verwerfe. Beginne neu. Der iterative Prozess ist das Herz der Synthografie.

Analog bleibt relevant

Drucke deine Arbeiten aus. Halte sie in Händen. Das digitale Medium täuscht oft – was am Bildschirm brillant aussieht, kann gedruckt flach wirken. Und umgekehrt.

Lerne von anderen, kopiere niemanden

Studiere die Arbeiten von Künstlern, die dich inspirieren. Verstehe ihre Techniken. Aber entwickle deine eigene Stimme. Die Welt braucht keine Kopien – sie braucht deine einzigartige Perspektive.


Rechtliche Überlegungen

Urheberrecht an KI-generierten Bildern

Die Rechtslage ist komplex und im Fluss. In den USA hat das Copyright Office entschieden, dass rein KI-generierte Bilder nicht urheberrechtlich geschützt werden können. Menschliche Kreativität ist Voraussetzung für Copyright.

Was bedeutet das für Synthografie? Wenn dein Prozess signifikante menschliche kreative Entscheidungen beinhaltet – Auswahl, Komposition, Bearbeitung, künstlerische Kontrolle – stärkt das deinen Anspruch auf Urheberrecht.

Nutzung von Referenzbildern

Wenn du Fotografien anderer als Basis verwendest, brauchst du die entsprechenden Rechte. Nutze nur eigenes Material oder lizenzfreie Ressourcen.

Kennzeichnungspflichten

In einigen Kontexten wird erwartet oder gefordert, dass KI-Unterstützung offengelegt wird. Sei transparent über deinen Prozess – das stärkt Vertrauen und ist ethisch geboten.


Präsentation und Vermarktung

Portfolio aufbauen

Kuratiere sorgfältig. Zeige nicht alles, zeige das Beste. Ein kohärentes Portfolio mit 20 starken Arbeiten ist wertvoller als 200 beliebige Bilder.

Plattformen wählen

  • Instagram: Für Reichweite und Community
  • Behance/ArtStation: Für professionelle Präsentation
  • Eigene Website: Für Kontrolle und Professionalität
  • NFT-Plattformen: Für Verkauf digitaler Werke
  • Lokale Galerien: Für physische Präsenz

Preisgestaltung

Es gibt keinen Konsens. KI-Kunst wird sowohl für Millionen verkauft als auch verschenkt. Dein Preis hängt ab von:

  • Deiner Reputation und Reichweite
  • Der Einzigartigkeit des Werks
  • Dem Format (digital, Druck, Unikat mit manueller Veredelung)
  • Dem Kontext (Galerie, Online, Direktverkauf)

Praktischer Tipp:
Beginne mit zugänglichen Preisen, um einen Kundenstamm aufzubauen. Steigere mit wachsender Reputation. Unterscheide zwischen limitierten Editionen und offenen Editionen.


Teil 6: Die Zukunft der Synthografie

Wohin entwickelt sich die Technologie?

Die Werkzeuge werden mächtiger. Schneller. Zugänglicher. Was heute Minuten dauert, wird bald Sekunden brauchen. Was heute Expertenwissen erfordert, wird bald für jeden zugänglich sein.

Konsistente Charaktere und Welten

Aktuelle Limitierung: Es ist schwer, denselben Charakter in verschiedenen Szenen zu erzeugen. Kommende Tools werden „Charakter-Konsistenz“ ermöglichen – wichtig für narrative Projekte.

Video und Animation

Synthografie wird sich in Bewegtbild ausweiten. Tools wie Runway Gen-2, Pika Labs und Stable Video Diffusion zeigen die Richtung. Bald werden synthetische Filmsequenzen so zugänglich sein wie heute synthetische Standbilder.

Echtzeit-Generierung

KI-Kunst wird interaktiv. Installationen, die auf Besucher reagieren. Performances, die live generiert werden. Die Grenze zwischen Schöpfer und Betrachter verschwimmt.

Multimodale KI

Systeme, die Text, Bild, Ton und Video gemeinsam verstehen und generieren. Gesamtkunstwerke, die aus einem Konzept entstehen.


Die bleibende Rolle des Künstlers

Bei all dem technologischen Fortschritt: Der Künstler verschwindet nicht. Seine Rolle transformiert sich.

Du wirst weniger Ausführender, mehr Dirigent. Weniger Handwerker, mehr Visionär. Die technischen Barrieren sinken, aber die künstlerischen steigen. Jeder kann Bilder erzeugen – aber nicht jeder hat etwas zu sagen.

Die Synthografen, die in zehn Jahren noch relevant sind, werden diejenigen sein, die mehr bieten als technische Kompetenz. Die eine Perspektive haben. Eine Geschichte. Eine Haltung.


Fazit: Dein Weg beginnt jetzt

Synthografie ist keine Zukunftsmusik. Sie ist Gegenwart. Die Werkzeuge existieren. Die Techniken sind dokumentiert. Die Community wächst. Die Galerien öffnen sich.

Was fehlt, bist du.

Deine Fotografien. Deine Vision. Deine Bereitschaft, zu experimentieren, zu scheitern, zu lernen, zu wachsen.

Die Kunstform ist jung. Die Regeln werden gerade geschrieben. Du kannst einer derjenigen sein, die sie schreiben.

Beginne heute. Nimm eine deiner Fotografien. Öffne ein KI-Tool. Transformiere. Bearbeite. Iteriere. Finde heraus, was entsteht, wenn dein Blick auf maschinelle Imagination trifft.

Vielleicht entsteht Müll. Wahrscheinlich sogar, beim ersten Mal. Das ist in Ordnung. Jeder Meister war einmal Anfänger. Jedes Meisterwerk hatte Vorgänger, die in Schubladen verschwanden.

Aber irgendwann – nach Dutzenden, Hunderten Versuchen – wirst du ein Bild vor dir haben, das dich selbst überrascht. Das mehr ist als die Summe seiner Teile. Das vorher nicht existierte und nur durch dich in die Welt kam.

Das ist der Moment, für den sich alles lohnt.

Willkommen in der Welt der Synthografie. Dein Platz wartet.


Welche Erfahrungen hast du mit der Verschmelzung von Fotografie und KI gemacht? Teile deine Gedanken in den Kommentaren.



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