Niceaunties & das Auntieverse – Wenn KI die Kultur neu erfindet

Ein Essay über digitale Identität, popkulturelle Symbolik und die Macht der surrealen Auntie


Es beginnt mit einem Häkeltuch, einem Plastiksack, einem Trolley. Und endet auf dem Mond, im IKEA der Galaxis oder in einem Sushi-Institut, das von Tanten betrieben wird. Welcome to the Auntieverse.

Die in Singapur lebende Künstlerin Niceaunties hat mit ihrem Projekt etwas geschaffen, das weit über „KI-Kunst“ hinausgeht. Ihre Website niceaunties.com ist kein klassisches Portfolio, sondern ein eigenes Universum. Hier treffen Alltagsästhetik, asiatische Popkultur, Erinnerungen an Familienfeiern und futuristische Kritik an Gesellschaft, Kapitalismus und Müllkultur aufeinander. Und im Zentrum steht immer sie: die Auntie.

Wer oder was ist eine Auntie?

In vielen asiatischen Gesellschaften ist die „Auntie“ mehr als nur die Schwester deiner Mutter. Sie ist eine kulturelle Figur: pragmatisch, laut, direkt, liebevoll nervig. Sie ist Shopping-Expertin, Gerüchte-Streuerin, emotionales Netzwerk, manchmal Kapitalismus in Flip-Flops.

Niceaunties dekonstruiert dieses Bild, verleiht der Auntie eine postmoderne Würde. Ihre Aunties sind selbstbewusste Matriarchinnen, urban-mystische Heldinnen, Ikonen einer nicht-ironischen Ironie.

Das Auntieverse: Wo alles möglich ist

Jedes Kapitel auf niceaunties.com ist ein eigenes Universum, ein Subplot der großen Auntie-Erzählung.

  • Auntique ist eine Galerie für gestylte Frührentnerinnen, die in Nebelschwaden und Architekturschatten auftreten wie Superheldinnen der Vergangenheit.
  • IKEA steht für „Interstellar Kawaii Environment Aunts“ und zeigt die Auntie in einem IKEA-Showroom, der aussieht wie aus einem Manga-Traum mit Neonlicht und Regenbogenstaub.
  • MoMA ist das „Museum of Modern Aunties“ und zelebriert den kulturellen Eigenwert der Auntie: Ihre Haare, ihre Gestik, ihre Magie.
  • NASA heißt hier „Nice Aunties Sushi Academy“ und zeigt Aunties, die auf dem Mond Sushi zubereiten, als wären sie galaktische Gourmets.
  • Auntlantis ist ein untergegangenes Küstenreich, überflutet vom Plastikmüll unserer Zeit, durch das Aunties mit Gummistiefeln und Besen marschieren wie Mythenwesen der Müllpoesie.

KI als Erfindungsmaschine für kulturelle Erinnerung

Die Welten von Niceaunties entstehen nicht einfach per Knopfdruck. Zwar spielt KI eine zentrale Rolle – doch Photoshop, Compositing, manuelle Retusche und echtes Storytelling sind das Fundament.

Verwendete Tools:

  • Midjourney für die erste Vision
  • Firefly für Details
  • Topaz zur Schärfung
  • Photoshop als Steuerzentrale

KI ist hier kein Ersatz für Kreativität, sondern ihr Verstärker. Das Auntieverse ist ein Remix aus Erinnerungen, popkulturellen Fragmenten, Kindheit, Dystopie und Wahnsinn.

Zwischen Trash und Transzendenz

Niceaunties gelingt der Spagat: Ihre Arbeiten sind lustig und klug, surreal und vertraut. Sie parodiert, ohne zu denunzieren. Sie stilisiert, ohne zu glätten.

Die Auntie wird zur Kunstfigur, die in neonfarbenen Szenerien Fragen stellt:

  • Wer bewahrt unsere Geschichten?
  • Was ist das Erbe weiblicher Alltagsheldinnen?
  • Wie sieht eine Zukunft aus, in der Pflege, Essen, Liebe und Gossip nicht ausgelagert, sondern zelebriert werden?

Internationale Resonanz

Niceaunties ist kein Underground-Phänomen. Sie war bereits auf der TED Conference in Vancouver, wurde in Forbes, The Guardian, Straits Times und vielen anderen Medien besprochen. Ihre Ausstellungen waren unter anderem in:

  • New York
  • Berlin
  • Basel
  • Singapur
  • Paris
  • Montevideo
  • Shanghai

Und das völlig zu Recht: Das Auntieverse ist ein globales Kunstprojekt, das mit lokalen Codes spielt. Es braucht kein Erklärungsmodell. Es lässt dich fühlen. Oder lachen. Oder beides.

Fazit: Jeder Mensch hat eine Auntie in sich

Das Auntieverse ist mehr als eine witzige KI-Spielerei. Es ist ein Spiegel unserer kulturellen Prägungen, unserer Sehnsucht nach Geschichten, nach Alltagsmagie. Niceaunties schenkt uns einen Blick auf das, was wir oft übersehen: die heroische Kraft im Banalen.

Und vielleicht ist das die größte Botschaft:

„Everyone has an inner Auntie.“

Vielleicht müssen wir ihr einfach wieder zuhören.


Autor: BROWNZ

Juli 2025